Fr, Mär 29, 2024

Nietzsche-Weg

Der Philosoph Friedrich Nietzsche

Der Weg ist nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) benannt, der von 1864/65 in Bonn klassische Philologie studierte. In seinem berühmten Vortrag über die Zukunft unserer Bildungsanstalten benutzte er 1872 die Erinnerung an seine Besuche in Rolandseck mit seiner Studentenverbindung Franconia als Aufhänger für seinen Text. Nach den Feiern im Gasthaus Groyen hatte er sich mit einem Freund zum Pistolenschießen auf eine Wiese oberhalb des Hotels zurück gezogen. Angeblich wurden sie durch zwei Philosophieprofessoren der Bonner Universität von ihrem gefährlichen Sport abgehalten, wobei sich eine Diskussion über die Rolle der Philosophie in den Bildungsanstalten entspann.

"Der Diener unserer Verbindung kannte unseren etwas entfernt und hoch gelegenen Schießplatz und hatte uns dorthin unsere Pistolen vorangetragen. Dieser Platz befand sich am oberen Saume des Waldes, der die niedrigen Höhenzüge hinter Rolandseck bedeckt, auf einem kleinen, unebenen Plateau und zwar ganz in der Nähe unserer Stiftungs- und Weihestätte. Am bewaldeten Abhang, seitwärts von unserem Schießplatz, gab es eine kleine baumfreie, zum Niedersitzen einladende Stelle, die einen Durchblick über Bäume und Gestrüpp hinweg nach dem Rheine zu gestattete, so daß gerade die schön gewundenen Linien des Siebengebirges und vor Allem der Drachenfels den Horizont gegen die Baumgruppen abgrenzten, während den Mittelpunkt dieses gerundeten Ausschnitts der glitzernde Rhein selbst, die Insel Nonnenwörth im Arme haltend, bildete."

Auszug aus Friedrich Nietzsche: Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten, 1872.

Die Rheinfähre um 1898

10: Start am Parkplatz an der B 9, Fähre Rolandseck/Bad Honnef
Länge: 4,6 km; Auf- und Abstieg: je 205 Hm

Die Fähre nach Bad Honnef ist eine der ältesten der Gegend und schon in Zeichnungen des frühen 17. Jh. abgebildet. Der Dichter Guillaume Apollinaire lässt die damalige Kettenponte in drei seiner rheinischen Gedichte von1902 auftreten. Der Blick von der Fährlände auf Rolandsbogen, Insel Nonnenwerth und den Drachenfels ist einer der berühmtesten des ganzen Rheins und von unzähligen Künstlern wiedergegeben worden. Südlich von der Fährstelle liegt das Hotel Bellevue aus den Jahren 1865/70, früher ein sehr renommiertes Haus, zur Zeit aber seit Jahrzehnten leerstehend. Das vor ihm liegende intime Restaurant Bellevuechen ist in den vergangenen Jahren durch seine Stammgäste aus der Bundespolitiker-Prominenz recht bekannt geworden.

Rolandseck

In Rolandseck träumte ich auf grünem Ufer
Die Nonne des Roland auf der Insel Nonnenwerth
Sah unter den Mädchen gar nicht mehr alt aus

Die sieben Berge träumten wie Tiere
Müde vom Bewachen der Prinzessinnen der Legende
Und träumend wartete ich auf die rechteckige Fähre

Leute kamen von oben hinzu den Fluss zu queren
Drei Damen mit hannovrischem Akzent
Blätterten so einfach Rosen in den Rhein
Der mir eine Ader deines edlen Körpers scheint

Auf der Uferstraße unter dem Schatten der Bäume
Flohen wie vor Furcht zitternd
Die Autos als falsche Reiter
Während auf dem Band des Rheins Schiffe sich entfernten
Schiffe mit Dampf

Guillaume Apollinaire (1880-1918) - Niederschrift 1902/3, Erstpublikation in Alcools, 1913

Der Bahnhof Rolandseck

11: Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Die Bahnlinie von Köln nach Bonn wurde 1854 bis 1856 nach Rolandseck verlängert.
Der Hauptgrund soll wohl Bau und Vollendung der Villen Sölling und Deichmann gewesen sein. Beide Familien waren seinerzeit Hauptaktionäre der „Bonn-Cölner Eisenbahn“ und strebten danach, schnell per Bahn zu ihren Landhäusern an der „Rheinischen Reviera“ zu gelangen. Als Endpunkt der Bonn-Kölner Bahnlinie wurde das Empfangsgebäude dann so ausgestattet, dass man dort „angemessen“ die Versammlungen der vermögenden Aktionäre durchführen konnte.
Das Bahnhofsgebäude, dessen Entwurf der „Geheime Ober-Baurath“ und Eisenbahningenieur Emil Hermann Hartwich (1801-1879) gefertigt hat, besteht aus einem zweigeschossigen klassizistischen Bau, welcher durch zwei risalitartig vorspringende Eckbauten ergänzt wird und dadurch an ein Palais erinnert.
1860 wurde die Bahnlinie vom preussischen Staat übernommen und bis Koblenz verlängert und damit für die breite Öffentlickeit zugänglich. Rolandseck galt als Inbegriff rheinischer Romantik und der Bahnhof, mit seinem prächtigen Festsaal war von Anfang an ein viel besuchtes Ausflugsziel, Treffpunkt der prominenten Gesellschaft und Schauplatz kultureller Ereignisse. In der „Bonner Zeitung“ wurden regelmäßig Militärkonzerte angekündigt, die bis zum Beginn des ersten Weltkrieges auf der Terrasse stattfanden.
Zwischen den beiden Kriegen und in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg konnten die Konzerte und Tanzveranstaltungen noch fort geführt werden.
Nach einer Periode der Stagnation, die 1958 fast zum Abriss geführt hätte, hauchte der Kunstsammler Johannes Wasmuth mit der Nutzung als Künstlerbahnhof Rolandseck dem Gebäude neues Leben ein.
Zur Unterstützung dieser Privatinitiative gründete das Land Rheinland-Pfalz die „Stiftung Bahnhof Rolandseck“, mit deren Hilfe das Gebäude 1973 erworben werden konnte.
Nach dem Tod von Johannes Wasmuth (1997) begannen ab 2001 umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten und 2004 konnte der erste Teil eines neuen Museums eröffnet werden. Seit 2007 bildet das Empfangsgebäude zusammen dem oberhalb liegenden Neubau des New Yorker Architekten Richard Meyer den „Museumskomplex Arp Museum Bahnhof Rolandseck“.

Der Bahnhof Rolandseck

Der Bahnhof von Rolandseck!
Der ist am ganzen Rheine,
Im Maiensonnenscheine,
Der allerschönste Fleck.

Der Bahnhof von Rolandseck!
Der ist für ein liebend Pärchen –
Blauaugen, Goldenhärchen!
Der lieblichste Versteck!

Der Bahnhof von Rolandseck!
Und drüben die sieben Hügel,
Und Abendhauches Flügel –
O weh! Der Pfiff! Der Schreck!

Der Bahnhof von Rolandseck!
Man möchte’ hier ewig bleiben,
Und trinken, singen, schreiben –
Hätt’ er nicht solchen Zweck.

Carmen Sylva (1843-1916)

12: Tierpark und Villa Sölling
Kurz nach der Eisenbahnunterführung führt nach links ein Weg zum Parkplatz des Tierparks Rolandseck der Freiherr von Lüdinghausenschen Verwaltung. Am Hang nach Süden die großartige Villa Sölling, die von dem Essener Großkaufmann Heinrich Carl Sölling (1813-1901) in den 1860er Jahren erbaut wurde und heute der Familie Freiherr von Lüdinghausen gehört. In der Villa wurden Szenen der Heinrich Böll Verfilmung „Der Besuch der alten Dame“ gedreht. Die Zedern und Wellingtonkiefern bei der Villa Sölling und der benachbarten Villa Schröder in Bahnhofsnähe sind eingetragene Naturdenkmale. Man folgt der Zufahrtsstraße zum Meyerbau des ARP Museums und folgt auf der Höhe links dem Weg in den Wald hinein.

Der Goethestein

13: Goethestein
Es gibt im Gelände oberhalb des Hauses Humboldtstein mehrere Steindenkmäler. Einer davon, der Goethestein ist über einen vom Weg vom ARP Museum nach links abzweigenden Pfad erreichbar. Er ist im Jahre 1909 gesetzt worden und enthält eine Strophe eines Gedichtes von Goethe. Zu welchem Anlass der Stein aufgestellt wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich war das gesamte Gelände oberhalb des Hauses einmal als Parklandschaft gestaltet.

Die Ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen,
Gebet jeglichem gern, was er im Stillen begehrt!
Schaffet dem Trauernden Trost, dem Zweifelhaften Belehrung,
Und dem Liebenden gönnt, daß ihm begegne sein Glück!
Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten,
Jeglichem, der euch vertraut, tröstlich und hilflich zu sein.

Inschrift auf dem Goethestein

Auf dem Rodderberg

14: Rodderberghof
Nach längerer Wanderung endet der Waldweg auf dem Rundweg des Rodderbergkraters, einem relativ jungen Vulkan, heute Naturschutzgebiet. Folgt man diesem Weg nach Osten liegt rechts unterhalb der Rodderberghof (früher Gut Wilhelmsberg) mit Bauteilen und einem Brunnenhaus von 1890 und weiter im Süden auf der Hochfläche das hinter Bäumen verborgene, zum Rodderberghof gehörende Landhaus der Familie von Lüttichau mit einem herrlichen Ausblick auf den Rhein (Privatbesitz!).
Man folgt der Vulkanstraße weiter nach Osten, wo hinter dem oberen Parkplatz des Rolandsbogens der Turm des Herrn vom Rath aufragt.

Der Turm des Herrn von Rath

15: Turm des Herrn vom Rath
Das heute als Humboldtturm bezeichnete, neugotische Bruchsteinbau wurde durch Johann Jakob vom Rath 1848 im Stil eines mittelalterlichen Wohnturms erbaut und gehört heute einem Kölner Arzt. Sein Architekt Ernst Friedrich Zwirner war bereits 1840 beim Wiederaufbau des Rolandsbogens involviert. Von der Plattform des Turms hat man eine herrliche Rundsicht auf den nördlichen Mittelrhein bis Köln.
Über den Weg rechts runter nach Osten erreicht man unter einer Brücke hindurch 
(4) Graben der Burg Rolandseck - unterer Parkplatz (5) Areal des Rolandsbogens.
Die Brücke und noch eine zweite tiefer gelegene ließ Herr vom Rath 1848 bauen, damit er von seiner Villa am Rhein über das Tempelchen zu seinem Turm auf der Höhe gehen konnte, ohne öffentliche Wege zu benutzen.
Unter der zweiten Brücke hindurch führt der Weg runter zum Rhein, vorbei am
(4) Freiligrath Denkmal zur (3) Villa Rolandseck

Hotel Rolandshof um 1838

16: Haus Rolandshof
Die nächste große Bau an der B 9 ist Haus Rolandshof, heute Sitz eines Verlags, früher das Hotel zur Rolandsburg des Gastwirts Küpper. Dieser in der Mitte der 1830er Jahre gebaute, in seiner Rosa-Färbung schlossähnliche Bau mit seinem imposanten klassizistischen Balkon war der erste Hotelneubau am Rheinufer von Rolandseck. Von der Zeit der Benutzung als Wohnhaus des Konsuls Leyden (1910) ist es von einem gut gepflegten Park umgeben.

Ehemaliges Hotel Groyen

17: Ehem. Hotel Rolandseck (Groyen)
Weiter nach Süden liegt das ehem. Gasthaus zum Rolandseck, das spätere Hotel Rolandseck der ursprünglich aus Frankreich stammenden Hotelierfamilie Groyen. 1810 hat Arnold Karl Cornelius Groyen einen barocken Vorläufer des Gasthauses erworben. Sein Sohn Charles Groyen war ein guter Freund Ferdinand Freiligraths, der die Patenschaft seines Sohnes Ferdinand übernahm. Dieser wird dann 1910-1914 die treibende Kraft für die Errichtung der Freiligrath-Denkmals in Rolandseck. Freiligrath hat in dem Gasthof oft gefeiert und übernachtet. Eine kurvenreiche Rückkehr von diesem Haus mit Hilfe einer Kahnfähre bei Rhöndorf nach Unkel beschreibt er in den ersten Strophen des untenstehenden Gedichts.
Das alte Gasthaus wurde 1842 und 1870 umgebaut. Bekannt ist der von Karl Simrock geführte Dichterausflug ins Siebengebirge am 25. Juli 1842, bei dem Freiligrath und Karl Buchner mit Ehefrauen, Henry Wadsworth Longfellow, Louise von Gall, die spätere Frau Levin Schückings, im Hotel Groyen übernachteten. Bis zum zweiten Weltkrieg noch Hotel, diente es später als Militärunterkunft und Lazarett, nach 1945 zeitweilig als Residenz des französischen Hohen Kommisars François Poncet und von 1955 bis 1975 als Residenz des russischen Botschafters. Links neben dem Hotel führt eine kleine Straße unter der Eisenbahn hindurch, das Tal des Rolandsbaches hinauf zur Villa Humboldtstein und zu dem Platz des Pistolenschießens von Friedrich Nietzsche.

Des Kaisers Segen

Ich bin die ganze Nacht hindurch
Den Rhein hinauf geschritten,
Von Drachenfels und Wolkenburg,
Bis wo die Linzer schnitten.

Bei Rhöndorf unterm Drachenloch
Anband sein Boot der Ferge;
Zu Honnef sang ein Mädchen noch.
„Stand ich auf hohem Berge.“

In Breitbach stellte mich die Wacht,
In Unkel trank man Neuen.
In Erpel schlug es Mitternacht.
In Erpel vor der Leyen.

Ferdinand Freiligrath (1810-1876): Erste Strophen von "Des Kaisers Segen" - noch aus dem Jahre 1840

Das Haus Humboldtstein

18: Haus Humboldtstein (Villa Deichmann)
Das Haus Humboldtstein wurde 1860 von der in Bonn sehr bekannten Industriellenfamilie Deichmann (Deichmannsaue) erbaut. Später im Besitz der Familie Graf von Lüttichau, wurde das Haus 1972 von der Arbeiter-Wohlfahrt (AWO) erworben und mit Anbauten zu einem Tagungs- und Seminarzentrum umgewandelt. Erst danach erhielt es den Namen Humboldtstein. Vom großen Saale hat man einen hinreissenden Blick auf Rhein und Siebengebirge. Es wird im Rheinland kolportiert, dass Alexander von Humboldt (1769-1859) bei einem seiner Besuche entweder des Rolandsbogens oder der Wiese oberhalb des heutigen Hauses Humboldtstein gesagt haben soll: „Das ist einer der sieben schönsten Ansichten der Welt.“ Als Quelle dafür soll Hannibal von Lüttichau den Bankier Deichmann angegeben haben. Nun ist die Villa Deichmann aber erst 1860, also nach dem Tod von Humboldt erbaut worden. Humboldts fiktiver Spruch ebenso wie der von Rolandseck als dem rheinischen Nizza wird von einer große Anzahl deutscher Orte reklamiert. Er dürfte daher eine Ausgeburt der Tourismusindustrie der zweiten Hälfte des 19. Jh. sein.
Geht man den Weg am Rhein weiter entlang, wird der Ausgangspunkt wieder erreicht.

Die Literarischen Wanderwege bei Outdooractive

Freiligrath-Weg

Nietzsche-Weg

Humboldt-Weg

Karte der literarischen Wanderwege rund um Oberwinter und Rolandseck

Diese Seite wurde erstellt mit Unterstützung des VVOR

Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Oberwinter Rolandseck (VVOR) wurde 1902 aus rein kommerziellen Beweggründen, nämlich zur Hebung des Fremdenverkehrs gegründet. Dabei ging es vor allem auch um den uneingeschränkten Zugang zu den umliegenden Wäldern zu gewährleisten. So wurde durch den gezielten Ankauf von Splitterparzellen verhindert, dass Großgrundbesitzer ihre Waldflächen einfriedigen konnten. Spätestens in der Zeit des Wirtschaftswunders mit der Öffnung eines weltweiten Torrismus und durch das Bundeswaldgesetz, das freien Zugang zu Waldgebieten garantiert, entfiel diese "Geschäftsgrundlage". Der Verein orientierte sich neu und stellt in seiner Satzung den Erhalt von Naturschönheiten und Kulturgütern in den Vordergrund.
Kontakt VVOR: Vorsitzender Hans Metternich, Pützgasse 9, 53424 Oberwinter.

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